21 Jun
21Jun

Heute ist der längste Tag des Jahres. Um 16.57 Uhr ist die Sommersonnenwende.

Litha ist eines der vier grossen Sonnenfeste im Jahreskreis. Jahreskreisfeste wurden immer schon als ein Tor zu anderen Bewusstseinszuständen gesehen: Die Menschen feierten ihre Rituale, konnten die Gött*innen und Naturgeister mittanzen sehen und wurde «ver-rückt».

Die Sonne ist auf dem Zenit ihrer Strahlkraft. 16 Stunden und 17 Minuten wird sie heute scheinen. Die Sommersonnenwende steht für die Hoch-Zeit aller Dinge. Traditionell wird der Tag – oder die Nacht davor – mit einem grossen Feuer gefeiert. In der germanischen Mythologie wurde der Lichtgott Baldur zur Sommersonnenwende geköpft. So ging es vor ihm auch den Sonnenkönigen in anderen Traditionen (Mithras, Dionysos, Tammuz, Nimrod). Das Enthaupten ist ein Symbol dafür, dass die Sonnenkraft und die Sonnenscheindauer ab heute wieder abnehmen.

Das Sommersonnenwendfest war immer auch ein Fruchtbarkeitsfest. Die Kelt*innen hatten keine Gelegenheit ausgelassen, um in erotisch-sexuelle Ekstase zu geraten. Sie tanzten am längsten Tag resp. in der kürzesten Nacht, Paare sprangen gemeinsam nackt über das Feuer, um ihre Beziehung für ein (weiteres) Jahr zu stärken. Dieser Brauch ist auch heute noch vielerorts bekannt – allerdings eher bekleidet als nackt…

Die Christen haben aus Litha ein Fest zu Ehren der Geburt von Johannes dem Täufer gemacht und es auf den 24. Juni verschoben. Traditionellerweise wird am Johannistag um das Johannisfeuer getanzt.

Die Tage um die Sommersonnenwende bieten sich an für Rituale. Du kannst zum Beispiel in einer Schale ein Feuer entzünden und Zettel mit deinen Wünschen verbrennen. Oder Sommerkräuter sammeln und daraus einen Blumenkranz flechten. Oder Räucherbündel binden aus Beifuss, Schafgarbe, Eisenkraut, Ringelblume, Kamille und Johanniskraut. Oder in der Mittagshitze Johanniskraut sammeln, die Blüten in Gläser füllen und mit gutem Olivenöl bedecken – nach etwa vier Wochen an der Sonne hat sich das Öl rot verfärbt und du bekommst ein hautberuhigendes Heilöl.

Jetzt ist auch eine gut Zeit, um Bilanz zu ziehen und dich für die zweite Jahreshälfte auszurichten. 

  • Was stimmt in deinem Leben? Was vielleicht schon länger nicht mehr?
  • Was möchtest du neu in deinem Leben entzünden? In welchem Lebensbereich?
  • Was wünschst du dir für die zweite Jahreshälfte?
  • Was möchtest du in sechs Monaten feiern?

Ich werde heute Abend ein Despacho machen. Das ist eine spezielle Form des Gebets in der Andentradition: ein Gabenbündel, das aus Esswaren, Süssigkeiten, Cocablättern (bei uns Lorbeerblätter), Kräutern und vielen anderen kleinen Dingen besteht. In jede Zutat werde ich einen Wunsch eingeblasen – für mich, für die Menschen in den Kreisen, in denen ich mich bewege und für die Erde und das Universum.

Despacho heisst so viel wie Versand, Sendung. Für mein Wunsch-Päckli lege ich alle Zutaten auf ein grosses Blatt oder auf ein Stück Papier und verschnüre es. Zur Transformation der Wünsche vergrabe ich das Despacho oder bringe es ins Wasser oder ins Feuer. An Litha entscheide ich mich für die schnellste Transformation: im Sommersonnenwende-Feuer.

Ich wünsche dir einen feurig-ekstatischen Start in den Sommer.

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